Alle Tiere sind fleißig am Werk, denn das große Frühlingsfest steht vor der Tür. Die Kinder üben ein letztes Mal ihr Theaterstück, die Väter hängen Girlanden und Lichterketten auf und die Mütter kochen für alle Bewohner des Waldes.
Nur Ben ist alles egal. Er sitzt in seinem Eulennest und macht sich über alle lustig, wie sie da voller Freude alles für den Frühling vorbereiten, der im Wald immer der Anfang von allem Neuen ist. Aber Ben ist anders, er hat trotz seiner jungen Jahre schon viel durchgemacht und freut sich nie.
Eigentlich soll er mit den anderen Kindern üben, aber er hat keine Lust. Ihm macht es nur Spaß, andere zu ärgern, deshalb ist er sehr unbeliebt und sogar die Erwachsenen können ihn nicht verstehen. Leider weiß auch keiner der Waldbewohner, was Ben schon durchgemacht hat, und er selber redet sich immer ein, dass er niemanden braucht. Doch ganz tief in sich drin wünscht er sich einfach einen Freund, mit dem er über alles reden kann. Aber das gesteht er sich nicht ein.
Und so fliegt er jetzt aus seinem Nest zu den anderen, aber natürlich nicht um zu helfen …
Zuerst fliegt er zu den Kindern und erschreckt sie so sehr, dass sie ängstlich davonrennen. Dann besucht er die Mütter, die alle versuchen, ihn wegzuscheuchen, da sie wissen, dass er nichts Gutes im Sinn hat. Dabei vergessen sie aber leider ihre Töpfe auf der Feuerstelle, so dass die Suppe anbrennt. Zu guter Letzt kommen die Väter dran. Ben fliegt wild durch die Girlanden und Lichterketten und reißt sie kaputt. Dann setzt er sich auf den nächsten Ast und beobachtet voller Stolz, was er angerichtet hat:
Aus der Richtung der Mütter dampft die angebrannte Suppe, die Girlanden und Lichterketten liegen überall verstreut und die Kinder sitzen mit ihren zerrissenen Kostümen ängstlich und weinend auf dem Boden. Plötzlich überkommt ihn ein Gefühl von Mitleid und Scham, aber das verdrängt er schnell, denn alle Tiere kommen auf ihn zu und stellen ihn zur Rede:
„Warum hast du alles zerstört, wenn es dir nicht passt, dann zieh doch um!“ und „Haben dir deine Eltern nichts beigebracht?“ Und so geht es die ganze Zeit weiter, bis alle ihre Wut abgelassen haben.
Ben weiß, dass er Böses angerichtet hat, aber das ist jetzt auch egal. Er lässt alles über sich ergehen. Nach und nach gehen die Waldbewohner wieder, bis zum Schluss nur noch die kleine Maus Mina da ist und piepst:
„Du hast alle ziemlich verärgert. Das Frühlingsfest ist bei uns eben etwas ganz Besonderes und ich bin mir sicher, dass es dir leid tut. Warum du das gemacht hast, weiß ich nicht. Vielleicht bist du in deinem Leben schon sehr enttäuscht worden, aber ich glaube, dass du tief in dir drin eine ganz besondere Eule bist. Zeig es ihnen! Und hör’ auf dein Herz!“ Mit diesen Worten verschwindet auch Mina.
Ben jedoch gehen die Worte nicht mehr aus dem Kopf. Warum war sie so nett? Eigentlich haben die anderen doch immer Angst vor ihm. Aber Mina hat recht. Sie hat ihm gezeigt, dass man mit dem Herzen alles erreichen kann. Er überlegt und überlegt, wie er es wieder gut machen kann. Da kommt ihm eine tolle Idee:
Er baut das Frühlingsfest wieder auf. Zuerst beginnt er, die Kostüme zu flicken, dann kocht er die Waldsuppe und hängt alle Lichterketten und Girlanden wieder an die Bäume. Außerdem besorgt er noch Musik.
Als es dämmert, ist er endlich fertig und er bittet alle Tiere zu kommen. Manche wollen nicht, aber der bunte, geschmückte Wald macht sie neugierig und so finden sich kurze Zeit später die Waldbewohner ein. Ben beginnt zu sprechen: „Hallo ihr, ich bin so froh, dass ihr gekommen seid, obwohl ihr mich eigentlich hasst, wozu ihr auch guten Grund habt. Aber ich will versuchen, euch zu erklären, was mich dazu gebracht hat, immer so zu sein …
Wir waren eine glückliche Eulenfamilie, Mama, Papa, meine drei Geschwister und ich. Eines Nachts flogen wir gemeinsam aus, um zu jagen. Ich flog am Ende. Meine Eltern waren kurz abgelenkt und flogen in einen Elektrozaun. Meine drei Geschwister folgten ihnen. Alle waren auf der Stelle tot, nur ich blieb am Leben.
Seither frage ich mich jeden Tag, warum es so gekommen ist und warum ich noch lebe und meine ganze Familie sterben musste. Ich habe mich verschlossen und vergessen, wie es ist zu lieben oder von jemandem geliebt oder gemocht zu werden. Und ausgerechnet diese kleine Maus hat mich darauf gebracht, dass es Liebe und Vergebung gibt, wenn man auf sein Herz hört!“
Mina gibt zurück: „Es gehört aber auch der Mut dazu, sich zu verändern und das Besondere in sich zu entdecken.“
Alle Waldbewohner lauschen den Worten von Ben, heimlich fließt die eine oder andere Träne und so mancher kann nun verstehen, warum die kleine Eule so fies gewesen war. Aber alle sind sich nun einig, dass Ben heute viel Mut gezeigt hat, und wollen ihm sein Handeln nicht nachtragen, sondern ihn dabei unterstützen, dass es so bleibt.
Und dieses Frühlingsfest wurde das beste überhaupt, alle waren glücklich und zufrieden und feierten noch bis zum Morgengrauen.
Florence Combé, Realschule Güglingen, Klasse 7c