„reppivivus hätte auf dem realen Markt eine gute Chance“

Interview
Interview mit Christina Nahr-Ettl von der Industrie- und Handelskammer Heilbronn

Was macht die IHK eigentlich?
Die Industrie- und Handelskammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und fördert Wirtschaft. Bei einer IHK sind Unternehmen der Region Mitglieder, mit Ausnahme von Handwerksunternehmen, freien Berufen und landwirtschaftlichen Betrieben. Die IHK vertritt die Interessen der regionalen Wirtschaft. Somit dient sie unter anderem als Sprachrohr der Wirtschaft gegenüber der Politik.

Warum arbeitet die IHK mit Schülerfirmen zusammen?
Für Schüler ist es wichtig, frühzeitig mit wirtschaftlichen Fragen in Berührung zu kommen, so auch mit Fragen zu Gründungen. Gerne unterstützen wir, wie hier in Ihrem Fall, mit Fachwissen zum Gründungsthema.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um als Selbstständiger erfolgreich sein zu können?
Als Grundvoraussetzung muss man als Person der Unternehmertyp sein. Dies beinhaltet Eigenschaften wie Risikobereitschaft, strukturiertes Arbeiten, Standhaftigkeit gegenüber erhöhter Belastung, Markt- und Fachwissen und eine Kapitalgrundlage. Dem voraus geht eine gute Planung und Vorbereitung.

Was waren Ihre ersten Gedanken und Assoziationen, als wir Ihnen unsere Idee vorgestellt haben, Palettenmöbel zu produzieren?
Positiv aufgefallen ist mir gleich Ihre gute Vorbereitung, wie sie Ihr Konzept durchdacht haben und Ihr bereits vorhandenes Wissen, was Gründung betrifft. Außerdem waren Sie voller Ideen und Kreativität. Sie müssten sich aber noch stärker auf Ihr Produkt fokussieren.

Hätten Sie es für besser empfunden sich auf weniger Produkte zu spezialisieren oder ist unsere Produktpalette mit über fünf Produkten sinnvoll?
Ich hatte Ihnen bei unserem ersten Treffen geraten zu überlegen, wie viele unterschiedliche Produkte mit der zur Verfügung stehenden Zeit und den Personen der Schülerfirma Sie tatsächlich herstellen können. Meiner Meinung nach war bei Ihnen das Thema Zeit und Personal der Engpass, nicht die Produktionsstätte oder das Rohmaterial. In der Diskussion hat sich gezeigt, dass Sie wohlüberlegt Kernprodukte und Produkte, die sich aus den Resten der Paletten noch fertigen lassen, entwickelt hatten. Wichtig war auch im Team abzufragen, wie viel Zeit jedes Teammitglied bereit ist zu investieren. Mir war wichtig, dass Sie die Produkte so kombinieren, dass die Herstellung möglichst effizient ist. Sie haben heute bestätigt, dass Sie mit Routine gute Strategien entwickelt haben, die es ermöglichen Ihren Kunden solch eine breit gefächerte Auswahl anzubieten, wie Sie sie jetzt haben.

Um die Produkte zu vertreiben, brauchen wir die Marketingabteilung. Wie viel Geld sollte ein Unternehmen in Marketing stecken?
Die Regel bei der Gründung ist, rund 10 bis 15 Prozent des geplanten Umsatzes ins Marketing zu investieren. Was Sie bereits richtig gemacht haben, ist Präsenz in verschiedenen sozialen Netzwerken zu zeigen und auch auf regionalen Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt Ihre Produkte zu präsentieren.

Wie geht man mit Kritik bezüglich der Firma um?
Zunächst hört man sich die Kritik neutral an und versucht dann mit Sachargumenten aufzuklären. Unqualifizierte Kritik lässt man einfach stehen.

Sie haben uns anfangs beim Aufstellen unserer AGB geholfen – worauf haben Sie dabei geachtet im Vergleich zu echten Firmen?
Im Grunde genommen habe ich mit Ihnen durchgesprochen, worauf es wichtig ist zu achten. Seien es Haftungsthemen, Probleme oder Risiken. Aber es war durchaus realistisch und ich habe keinen Unterschied gemacht im Vergleich zu realen Unternehmen. Bei einer realen Gründung hätte ich Ihnen hierzu noch geraten, juristische Beratung einzuholen./

Glauben Sie, wir hätten auf dem realen Markt eine gute Chance?
Da müsste man eine Marktanalyse durchführen. Klar ist, dass die Palettenmöbel gerade im Trend sind und das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt. Also ja, ich denke schon, dass reppivivus auf dem realen Markt eine gute Chance hätte, da die Qualitätssicherung vorhanden ist durch die Unterstützung von Fachleuten in Ihrer Produktionsstätte. Man müsste nur noch einmal das Geschäftsmodell und eventuell die Preise überdenken.

Haben Sie noch irgendwelche Tipps für uns?
Einfach so weitermachen, wie Sie begonnen haben. Denn Ihr Engpass ist weder die Produktionsstätte noch der Platz noch das Material. Ihr Engpass sind die Mitarbeiter und die Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht. Wenn Sie mit dieser Ressource so umgehen, dass es Ihnen immer noch Spaß macht, dann kann es so weitergehen!

Vielen herzlichen Dank für das Interview, auch im Namen der Schülerfirma reppivivus!

Christina Nahr-Ettl von der Industrie- und Handelskammer Heilbronn (Mitte) mit Olivia Tzschach (l.) und Lena Völker
Foto: Lena Völker

Olivia Tzschach und Lena Völker, Klasse 11, Hartmanni Gymnasium